Das magische Auge - Abenteurer 1 by Hubert H. Simon

Das magische Auge - Abenteurer 1 by Hubert H. Simon

Autor:Hubert H. Simon
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Herausgeber: Bastei
veröffentlicht: 2011-04-07T22:00:00+00:00


»Ägyptische Königsgräber haben kaum mehr Fallen zu bieten«, er klang ironisch Gudruns Stimme aus dem Halbdunkel. »Ich fühle mich schon richtig heimisch.«

Offenbar war sie nach dem Sturz über die Rutsche in den Gang getaumelt und hatte dabei den Mechanismus ausgelöst, der das Schließen der Mauer bewirkte.

Die Platzwunde auf ihrer Stirn sah schlimmer aus als sie wirklich war. Das Blut hatte sich inzwischen mit Dreck, Staub und jeder Menge Spinnweben zu einer unansehnlichen Kruste vermischt. Vergeblich versuchte die Anthropologin, das klebrige Gespinst wieder loszuwerden.

Ericson leuchtete den Stollen aus, der rund fünfzig Meter geradeaus führte, sich danach aber hinter einer Biegung verlor.

»In Zukunft sei bitte vorsichtiger«, murmelte er wie beiläufig, sein Augenmerk nur auf den Gang gerichtet und nicht auf Gudrun, die sich immer mehr in den klebrigen Netzen verstrickte und schon wie eine schlecht bandagierte Mumie wirkte. Zu allem Überfluß baumelte plötzlich eine fette, behaarte Spinne vor ihrem Gesicht und fühlte sich bemüßigt, ihr zerstörtes Netz zu rächen.

Gudrun stieß einen kurzen, spitzen Schrei aus, der immerhin bewirkte, daß das widerliche Tier mindestens so sehr erschrak wie sie selbst eben. Aber noch während sie angewidert mit dem Handrücken zuschlug, stellte sie fest, daß längst Hilfstruppen unterwegs waren. Fünf, sechs, sieben dieser faustgroßen haarigen Kreaturen hatten bereits ihre wadenhohen Lederstiefel überwunden und kletterten rachelüstern an ihrer Hose hoch, und weitere Spinnen befanden sich im Anmarsch.

Schon Don Quichotte war vergeblich gegen Windmühlenflügel angerannt. Den Spinnen, die es mittlerweile geschafft hatten, Gudruns Kostümjacke zu erobern, erging es nicht anders.

»Tom, verdammt, warte auf mich!«

Der Steptanz, den sie inmitten einer aufsteigenden Staubwolke hinlegte, hätte sogar Fred Astair Ehre bereitet. Gudrun hatte es plötzlich eilig, dem Archäologen zu folgen, der soeben hinter der Gangbiegung verschwand.

»Tom!« schnaubte sie. »Ist dir egal, was mit mir geschieht?«

Er wandte sich nur flüchtig um und richtete kurz die Stablampe auf sie. »Ich habe nicht zugehört«, gestand er und kniff im nächsten Moment mißbilligend die Brauen zusammen. »Du hängst voll Spinnweben. Sieh dich vor, die Biester müssen nicht unbedingt harmlos sein.«

Gudrun zerbiß eine heftige Verwünschung zwischen den Zähnen.

»Ist das alles?« wollte sie wissen. »Du hast nicht zugehört?«

»Beweg dich nicht!«

»Ich … «

Toms Rechte zuckte vor und wischte eine weitere Spinne von ihrer Schulter.

»Bleib lieber dicht hinter mir«, sagte er warnend. »Wo eine Falle funktioniert, müssen wir mit weiteren unliebsamen Überraschungen rechnen. – Hörst du mir überhaupt zu?«

Gudruns Blick, eben noch voll verhaltenem Zorn, hatte sich verändert. Aus glasigen Pupillen starrte sie ins Leere.

»Fang nicht schon wieder damit an!«

Tom rüttelte sie an den Schultern, bis sie verwirrt zu blinzeln begann.

»Träumst du?«

»Mir war, als hätte jemand meinen Namen gerufen«, murmelte sie entschuldigend.

»Du spinnst!«

Kaum gesagt, bereute Ericson seine Impulsivität auch schon, denn die Art, wie Gudrun sich aus seinem Griff löste, verriet ihre Verärgerung nur zu deutlich.

»Reden wir eben von etwas anderem«, schlug er deshalb vor. »Woher wußtest du, wie der Schacht zu öffnen war?«

»Ich wußte es nicht.« Die Anthropologin reagierte jetzt beinahe wütend. »Ich hatte nicht die geringste Ahnung.«

Diesmal war sie es, die voranging.



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